Kleine Seilbahn-Kunde: Welche Liftarten gibt es?

In wenigen Minuten vom Tal hinauf auf den Berg - die modernen Seilbahn- und Liftanlagen von heute bringen uns zu den schönsten Gipfeln dieser Erde und dem Himmel ein Stück näher. Was für uns beinahe selbstverständlich erscheint, blieb vielen Generationen vor uns vorenthalten oder setzte einen beschwerlichen Aufstieg voraus.

 

Seit der Erfindung der ersten modernen Seilbahnen für Personentransport Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich technisch einiges getan. Aus einfachen Transporthilfen hat sich ein effizientes und hoch modernes Seilbahnsystem entwickelt, das strengen Sicherheitsstandards unterliegt und als eines der sichersten Verkehrsmittel gilt.

 

Aber hast Du Dich schon mal gefragt, wieviel verschiedenen Liftarten es überhaupt gibt? Viele davon hast Du bestimmt auch schon benutzt. In dieser kleinen Seilbahn-Kunde möchten wir Dir einen Einblick in den komplexen Seilbahndschungel geben und Deinen technischen Horizont etwas erweitern. Lass Dich mitnehmen in eine spannende Welt der Seilbahntechnik.

Eine Erfindung, die Aufschwung verleiht.

Lange bevor Personen befördert wurden, wurden Seilzüge und -bahnen bereits zum Transport von Gütern eingesetzt. Die ersten modernen Seilbahnen für den Personenverkehr waren innerstädtische Nahverkehrsmittel und dieser Einsatzbereich erlebt aktuell einen neuen Aufschwung. Ungebremst ist aber nach wie vor auch die Bedeutung der Seilbahnen für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung der alpinen Regionen - so auch rund um die Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen.

 

Arten von Seilbahnsystemen.

Neben der Unterscheidung in Material- und Personenseilbahnen findet man im österreichischen Seilbahngesetz die Unterteilung in folgende 3 Seilbahnsysteme:

  • Standseilbahnen
  • Luft- bzw. Schwebeseilbahnen und
  • Schlepplifte

 

Aber worin unterscheiden sich die verschiedenen Systeme voneinander? Und wo liegt ihr Einsatzbereich?

 

1. Läuft wie auf Schienen: Die Standseilbahn.

Wie der Name schon sagt, befinden sich Standseilbahnen auf festem Untergrund, zumeist auf Schienen und werden von ein oder mehreren Seilen bewegt. Damit unterscheiden sie sich von den schwebenden Luftseilbahnen und von Zahnradbahnen.

Standseilbahn Wellington Cable Car (Doppelmayr), Neuseeland.

2. Schwebt durch die Lüfte: Luft- bzw. Schwebeseilbahn.

Würde man die Stützpfeiler und Tragseile nicht sehen, könnte man fast meinen, sie schwebten durch die Lüfte — die Luftseilbahnen. Sie transportieren die Fahrgäste in einem Laufwerk auf Tragseilen und werden von einem oder mehreren Seilen gezogen. Folgende Bahnen zählen zu dieser Kategorie. Einige davon kennst du bestimmt. Aber was ist ein Funitel?

 

> SESSELBAHNEN:

Der Klassiker unter den Luftseilbahnen und der häufigste Vertreter dieser Kategorie in den Skigebieten: die Sesselbahn. Sie hat relativ günstige Investitionskosten und bietet heutzutage mit Sitzheizung, Abdeckhauben und elektronischen Bügeln mit Kindersicherung einen umfangreichen Komfort. Moderne Bahnen transportieren bis zu 10 Personen in einem Sessel und haben eine recht hohe Kapazität.

Kuppelbare 6er-Sesselbahn Spitzeckbahn (Doppelmayr), Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Österreich.

> PENDELBAHNEN:

Sie überwinden jede Hürde und sind ideal für extremes Gelände, hohe Verfügbarkeit und Windstabilität. Der Name leitet sich von der Bewegungsart ab: Denn eine oder zwei Kabinen pendeln auf einem Tragseil wortwörtlich zwischen zwei Stationen hin- und her. Bewegt werden sie dabei vom Zugseil, das sich in der Bergstation um die Umlenkräder und das Spanngewicht dreht. Pendelbahnen verkehren gewöhnlich mit einem fix definierten Fahrplan und finden auch im urbanen Bereich immer häufiger Anwendung.

 

Die größte Pendelbahn der Welt von Doppelmayr/Garaventa hat eine zweistöckige Kabine und eine Kapazität von 230 Personen. Mit einer Geschwindigkeit von 10m/s transportiert diese rund 2.000 Personen pro Stunde. Sie ist zweifach rekordverdächtig: Getragen wird sie nämlich auch von der höchsten Seilbahnstütze der Welt mit einer Höhe von 188,88 Metern.

Pendelbahn Ha Long Queen Cable Car (Doppelmayr), Vietnam.

> EINSEILUMLAUFBAHNEN:

Auch hier ist der Name Programm: Bei Einseilumlaufbahnen werden mehrere Kabinen von einem stetig in dieselbe Richtung laufenden Seilstrang bewegt. Die Fahrzeuge können dabei fest mit dem Förder- oder Zugseil verbunden sein oder in den Stationen automatisch gelöst werden.

8er Einseilumlaufbahn Biosphärenparkbahn Brunnach (Garaventa), Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Österreich.

> ZWEI- UND DREISEILUMLAUFBAHNEN:

Bei diesem System bestimmt die Anzahl der Seile ihre Kategorisierung. Eine Zweiseilumlaufbahn verfügt über ein Trag- und ein Zugseil, eine Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) über zwei Tragseile sowie ein Zugseil, was ihnen noch mehr Stabilität und gleichmäßige Antriebskraft verleiht - besonders bei starkem Wind.

 

Letztere gelten also als eine besonders innovative und komfortable Form der Gästebeförderung, welche die Vorteile der Gondel- mit jenen der Pendelbahn vereint und größere Spannweiten und sogar Kurven überwinden kann. In Bezug auf Nachhaltigkeit punktet sie durch die Möglichkeit der Energieproduktion über den Laufrollengenerator.

28er 3-S Kabinenbahn Eiger Express (Doppelmayr), Grindelwald, Schweiz.

> FUNITEL:

Fun… Was? Noch nie gehört? Hinter der spannenden Namenskreation verbirgt sich eine spezielle Form der Zweiseil-Umlaufbahnen, deren Besonderheit die parallel geführten Förderseile und die sehr kurze Aufhängung der Gondel ist. Sie verspricht hohen Fahrkomfort auf längeren Strecken und eignet sich daher sehr gut als Skibgebietszubringer. Auch starker Wind (bis über 100km/h) erschüttert sie kaum.

24er Funitel Gletscherbus (Doppelmayr), Hintertuxer Gletscher, Österreich.

> KOMBIBAHNEN:

Die Kombibahn vereinbart die Vorzuüge einer Kabinenbahn und einer Sesselbahn, indem sie Kabinen als auch Sessel gleichzeitig nutzt. Dabei sind die Einstiegs- und Ausstiegsbereiche getrennt und auf die Bedürfnisse der jeweilige Fahrgäste zugeschnitten.

Kombibahn Zinsbergbahn mit 8er-Sessel & 10er-Kabinen (Doppelmayr), SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental, Österreich.

3. Mit Zugkraft bergauf - Der Schlepplift

Weit verbreitet und wohl jedem bekannt: Schlepplifte begleiten uns schon seit frühester Kindheit. Eine Schleppvorrichtung, die mit einem Förderseil verbunden ist, befördert die kleinen und großen Passagiere nach oben - daher der Name. Je nach Art der Schleppvorrichtung unterscheidet man folgende Arten von Schleppliften:

 

> TELLERLIFT:

Klingt wie ein technisches Hilfsmittel in der Küche, ist aber auf der Skipiste zu finden. Im Bad Kleinkirchheimer Skigebiet zum Beispiel beim Bachlift. Der Name kommt von tellerförmigen Schleppvorrichtungen, die über einen Aufrollmechanismus an einem in ca. sechs Metern Höhe umlaufenden Förderseil befestigt sind.

Tellerlift Bachlift (Doppelmayr), Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Österreich.

> BÜGELLIFT:

Der Bügellift hat seinen Namen ebenfalls von der markanten Form der Schleppvorrichtung. Die am Förderseil befestigten Bügel werden von den Fahrgästen unter dem Gesäß platziert und bei Nichtbenutzung durch einen Einzugsapparat wieder aufgerollt. Moderne Hydrauliksysteme angeschlossen an die Einnzugsapparate dämpfen den Ruck beim Anfahren. Auch durch die gute Schwerpunktverlagerung eine komfortablere Variante des Aufstiegs als der Schlepplift mit niedriger Seilführung.

Schlepplift Sonnenhanglift mit T-Bügel/Anker (Doppelmayr), Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Österreich.

> SEILLIFT BZW. SCHLEPPLIFT MIT NIEDRIGER SEILFÜHRUNG:

Eher eine Rarität und die einfachste Form der Aufstiegshilfe. Umlenkscheiben in Tal- und Bergstation sind die einzigen Führungspunkte für das umlaufende Förderseil. Stützen gibt es in der Regel nicht. Der Fahrgast hält sich hier direkt am Förderseil fest. Dafür sind meist kleine Hilfsmittel in regelmäßigen Abständen am Seil angebracht. Diese Schlepplifte sind meist nur an kurzen Übungshängen mit konstanter, flacher Steigung anzutreffen. Bei uns zum Beispiel beim Skischullift St. Oswald.

 

> ZAUBERTEPPICH:

Wie magisch wird der Skinachwuchs hier über ein gummiertes Fließband, den so genannten Zauberteppich, nach oben befördert. Es handelt sich um eine Sonderform der bodennahen Liftsysteme und wird vor allem im flachen Gelände eingesetzt. Kaum ein Kinderland kommt heutzutage ohne diese Form des Kinderliftes aus, so auch nicht unser Übungshang Bach.

Bach-Förderbänder, Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Österreich.

"Fix geklemmt" oder "Kuppelbar"?

Wer diese Begriffe erklären kann, besitzt bereits fundierteres Wissen über Seilbahntechnik. Sie beziehen sich auf die Aufhängung am Seil, die je nach Liftart unterschiedlich sein kann. „Fix geklemmte“ Lifte sind mit einer Klemme fest mit dem Seil verbunden, wie es bei Schleppliften und einigen Sesselbahnformen der Fall ist. Kuppelbare Sessel- und Kabinenbahnen sind auch ans Seil geklemmt, können aber in der Station vom Seil gelöst werden. Die Vorteile können sich sehen lassen:

 

  • geringere Geschwindigkeit zum Ein- und Aussteigen der Passagiere
  • höhere Fahrtgeschwindigkeit
  • Kapazitätserhöhung der Anlage bei zeitgleicher Komforterhöhung für die Passagiere

 

Kuppelbare Anlagen gelten daher seit ihrer Markteinführung in den 80er Jahren als die „State of the Art Technologie" moderner Seilbahnsysteme.

 

Zum Abschluss noch ein paar Zahlen.

Mit Stand 2024 verzeichnet Österreich ingesamt 2.648 Lifte (Quelle: WKO). Was denkst Du, welche Seilbahnart kommt dabei am häufigsten vor? Mit 1.530 Stück sind es die Schlepplifte, gefolgt von kuppelbaren Sesselbahnen und Umlaufbahnen mit geschlossenen Fahrzeugen sowie festgeklemmten Sesselbahnen. Weniger häufig sind Pendel- und Standseilbahnen (1.118 Stück).

 

Und welche Seilbahnarten findest Du bei uns im Skigebiet?

Na, freust Du Dich schon auf die nächste Fahrt mit dem Schlepplift, dem Sessellift oder der Standseilbahn? Du wirst sie bestimmt mit anderen Augen betrachten und vor den anderen Passagieren vielleicht sogar mit Deinem Fachwissen punkten. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf, Dich schon bald wieder ganz hoch hinauf zu bringen.