Gast-Blog: Reha im Thermalwasser - Mein Weg zurück auf die Piste

Diagnose Kreuzbandriss. Für viele Sportlerinnen und Sportler steht damit nicht nur das Aus der laufenden Saison bevor, sondern vor allem auch ein langwieriger, aufwendiger Therapieprozess. Für die Verletzung, aber auch für das Mindset. Profi-Snowboarder Alex Payer berichtet in einem spannenden Gastartikel über seine eigenen Erfahrungen mit der Verletzung und dem Weg zurück auf die Piste. Vom OP-Tisch, vielen Fragezeichen und den Vorteilen einer Therapie im Thermalwasser. Viel Spaß beim Lesen!

 

Von der Weltmeisterschaft auf den OP-Tisch.

Eine Verletzung passt absolut niemals in die Lebensplanung – und schon gar nicht in die Wettkampfsaison eines Sportlers. Aber meistens kommt es anders und selten wie gedacht. Unerwartet habe ich mir im Februar 2023 bei der Snowboard Weltmeisterschaft in Georgien das vordere Kreuzband gerissen. Ja, so kann es einem gehen. Zuerst noch die WM-Bronze-Medaille gewonnen und einen Tag später sitze ich schon im Flugzeug nach Graz um den genauen Grad der Verletzung in Erfahrung zu bringen.

Diagnose: Vorderer Kreuzbandriss & minimale Verletzung des Meniskus.

Eine klassische Sportverletzung mit dieser Diagnose und gerade im Wintersport schon fast etwas inflationär. Dass eine Verletzung „häufig“ vorkommt, macht sie jedoch nicht unbedingt besser und man muss festhalten: „Eine Kreuzband-Operation gehört definitiv nicht in die Kategorie Kindergeburtstag“.

 

Auch, wenn man wie ich, mit jeder Menge Selbstvertrauen in die Operation rauscht, wird man im Anschluss sehr schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die Fähigkeiten die im Rahmen einer solchen Operation verloren gehen, sind nämlich enorm: Von Muskelabbau, über den Verlust der Ansteuerungsfähigkeit einzelner Muskelgruppen bis hin zum veränderten Gangbild.

 

Das führte mich zur nächsten wichtigen Frage: „Wie lange dauert der Spaß denn?“

Der Vorteil an häufigen Verletzungen wie Kreuzbandrissen ist, dass sie sehr gut erforscht sind und somit auch die Dauer des Heilungsprozesses gut prognostizierbar ist. Rund sechs Monate dauert es bis man wieder auf den „alten“ Beinen ist. Auf meinem Weg zurück habe ich für mich vor allem die wasserbasierte Therapie entdeckt und einiges an Zeit im kühlen (besser warmen) Nass zugebracht.

Ab wann ins Wasser?

In den ersten beiden Wochen nach der Operation ist ein Sprung ins Wasser nicht zu empfehlen, da zuvor die Nähte entfernt und das Narbengewebe vollkommen glatt und verletzungsfrei sein sollten. Sonst ist die Gefahr für Infektionen einfach zu groß. Wer sich hier aber unsicher fühlt, sollte auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen.

 

Wer nun beim Thermenbesuch neben dem angenehmen Thermalwasser auch sofort an die Saunalandschaft denkt, den muss ich hier aber noch etwas vertrösten. Bei Narbenbildung und nach Operationen sollte man auf jeden Fall 8 Wochen warten bevor man sich wieder auf die heiße Liege wirft. Die Wunden müssen im Vorfeld vollkommen abheilen und das auch innerlich.

Ziele der ersten Reha-Phase.

Jeder von uns wird versuchen die Reha in einzelne Phasen einzuteilen, um einen besseren Überblick über das schon Mögliche zu erhalten. Hier muss man natürlich festhalten, dass diese Phasen mit dem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten abzusprechen sind, aber dennoch gibt es einige Fixpunkte.

 

Die erste Phase beginnt eigentlich schon am Krankenbett und ist in erster Linie mit Schmerzreduktion und Verringerung der Schwellung beschäftigt. Bis zu 6 Wochen kann man hier veranschlagen und sobald man ins Wasser darf, geht es vor allem was die lästige Schwellung angeht, bergauf.

 

Hier muss vor allem der hydrostatische Druck erwähnt werden, welcher sich positiv auf die Schwellung auswirkt. Ab einer Wassertiefe von 120 cm ist dieser Druck doppelt so hoch wie unser Blutdruck und unterstützt unseren Körper dabei Flüssigkeit über das Lymphsystem abzutransportieren. Wenn man das noch mit der Massagetechnik der Lymphdrainage direkt vor Ort (wie im Thermal Römerbad möglich) kombiniert, geht dies sogar noch schneller.

Ein weiterer Aspekt von Bewegung im Thermalwasser ist, dass die Beweglichkeit des Kniegelenkes unter Wasserdruck eine bessere ist und man somit seine verordneten Übungen besser und genauer ausführen kann. Das klingt jetzt vielleicht etwas banal, aber macht einen enormen Unterschied. Zurückzuführen ist dies auf die Kompression, welche der Wasserdruck hervorruft. Das Ziel ist ja immer einen vollen Bewegungsumfang zurück zu bekommen.

Der aufrechte Gang.

Spätestens ab Woche 4 sehnt man das Ende des Gehens auf Krücken immer stärker herbei. Doch Vorsicht, das Gangbild hat sich nach einigen Wochen mit Erleichterung massiv verändert und braucht wieder einen langsamen Aufbau. Hierfür ab ins tiefere Wasser und einfach gehen. Egal ob auf Zehenspitzen oder Fersen, alles ist nötig und muss wieder erfahren und erlernt werden. Deswegen ruhig kreativ werden und die Krücken getrost am Beckenrand ablegen. Der Auftrieb übernimmt den Rest.

 

Sobald man sich im Wasser sicher fühlt, der eigene Gang einigermaßen „geschmeidig“ abläuft, kann man auch an Herzkreislauftraining denken. Also schnelles Gehen, Aqua-Jogging oder leichte Kraulbeine sind nur ein paar Beispiele für Bewegungsformen.

Auch kann man bereits mit kleinen Sprüngen im Wasser beginnen. Wichtig dabei, vom tiefen zum seichten Wasser vorfühlen und den Aufbau langsam weiterentwickeln. Ich persönlich habe hier versucht meine Zeit im Wasser bei jedem Besuch zu steigern. Wenn es zu Beginn nur 5 Minuten zu drei Serien waren, sind es nach einigen Wochen bereits Einheiten zu je 20 Minuten.

 

Genaue Empfehlung gibt es hier keine – denn man muss angepasst an das eigene Empfinden arbeiten. Jedes Knie ist anders und jede Reha sehr individuell. Deswegen hier unbedingt auf das eigene Empfinden vertrauen.

 

Bei einem kann man sich aber sicher sein:
Zeit im Wasser ist auf jeden Fall Gold wert und steigert das eigene Wohlbefinden und Vertrauen in das Knie enorm. :)

Liebe Grüße,
Euer Alex


Instagram: alexanderpayer
Website: https://www.alex-payer.at/